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KEINE ZEIT FÜR ROMANTIK
Abgewandelte Volksliedstrophe

Wenn ich ein Vöglein wär
und auch zwei Flügel hätt
flög ich zu dir
Kein Vögl bin, nix Flügel hab – telefonier

 

BUCH STATT BIER
Ein gesinnliches Bedicht

Buchstabier Bier
Berta
Buchstabier Bier
Ida
Buchstabier Bier
Emil
Buchstabier Bier
Richard

Ihr vier
buchstabiert mir Bier

 

SO NET
So ein Sonett
ist ein Klinggedicht
Soll keiner behaupten
dies Gedicht klinge nicht

 

HERBST
Es kräht die Krähe: krah
krah, kräht die Krähe, krah
Der Krähen einige krähen:
krah, krah, kra etc.
Mir deucht
der Herbst ist da

 

GRUSS AUS SPANIEN
Nach ein paar Bier in Sevilla

Stier stampf schnaub
Torero olé
Stier schnaub spieß
Torero oje

 

ZUGNENBECHRER
Der kopflose Koch kocht das Kochbuch im Kochtopf

 

TÄVAU
Von frua bis spaad
san d Kinda staad
wäu mia haums Feanseen aufdraat

 

WAHRKINDERSAGEREIM
Schaus Handi an, schaus Handi an,
was wird das Leben bringen:
Schöne Troubles, arge Zores,
das kann man nicht verhindern

 

KARFREITAGSPERRSTUNDE
Der Herr
ist dahin
und meinte sohin
in dem Sinn:
Zahlen bitte

 

STAMMBUCHTRINKSPRUCH
Ärgerst, freuest, grämst du dich,
so ziehe durch die Schenken,
denn Kummer, Wut und Übermut
muß man alle drei ertränken

 

GEHIRNWÄSCHE
Seifenblasen
gedankenlos geblasen
fliegen schillernd in Gehirne
hinterlassen zerplatzend
Spuren von Seife

 

NUA NED VANOGLN
I kennt mi jo no ofindn
mid aan Bredl
vuam Schädl
auwa ned mid de Negl
ned mid de Negl!

 

WAS TSCHON WÄHN SCHON ERWÄHNTE
Wenn ein Mann
verdammt nochmal
husten muß
so soll er das
verdammt nochmal
tun
und jeder der ihm dabei
gefällig
auf den Rücken klopfen will
soll sich
gefälligst
zum Teufel scheren

 

BEMERKUNG ÜBER DEN ÜBERPEDANTEN
An dieser Stelle eine Bemerkung über den Pedanten, der ein Auge verlor
und sich, der Symmetrie wegen, auch das zweite ausstach

 

INNOVATIVER GRIECHE
oder
LANGSAME PANIK
Pan
der Gott
übt schon seit Jahren
auf dem Fagott
weil mit dem Flötenspiel
erreicht er nimmer viel

 

AUSZÄHLREIM
Was ist der Dadaist
wenn er dorten ist
wenn er Torten ißt

Was ist der Dadaist
wenn er dorten Torten ißt

 

AN DIE SPRÖDE
So laß mich doch gewähren
deine Ehre durchaus in Ehren
sie wird uns aber stören
beim Verkehren

 

DICHTAR
Dichtar
sind zwar sichtbar
aber hörbar
sind sie seltenar

 

EINS, ZWEI, DREI VIERZEILER FÜR B
Glüht so ein Abendrot aus deinen Zügen
dein Mund, der schmollt alswie geküßt
entspannt bist du, als würdest schon liegen
Mädel, was bist du schön, wennst besoffen bist

War einmal ein Schmetterling
der flog von Faun zu Faun
setzte bei jedem sich aufs Vögelding
um so sich zu erbaun

Du kamst von ungefähr
und entschwandest irgendwie
und ich weiß mehr seither
über Liebe und Anarchie

 

ABSCHIED VON DER KINDHEIT
Weihnochdn iis schee
da Ziakus iis schee
aa Braund iis schee

Wia schee muass sei
waunn zWeihnochdn
da Ziakus brennt

 

VERNUNFTHAUSIERER
An vielen Ecken
hab ich ihn gesehn
sah ihn in den Gassen stehn
den Bettler der bittet: nehmt

Die Lauen erschrecken
vor seinem Begehren
und verwehren
sich gegen sein „Nehmt“

Die, die er meint
haben schnell vergessen
der Bettler indessen
fleht ständig und dringlich: nehmt

Keiner ist bereit
keiner nimmt sich Zeit
so steht er vergebens
und bittet: nehmt

 

JENSEITS
Aus dem matten Licht jenseits
hebt sich das Schema eines gehenden Menschen
Als er näher kommt
erkennen wir
daß ich es bin
der da ins Licht tritt
um sich gleich wieder
in die sich zur Dunkelheit verdichtende
Dämmerung zurückzuziehen
Wir rufen nach mir
und Wände rufen wider
allein
ich bleibe im Dunkel
Mein Schatten ist mir mehr
als euer Licht

 

EIN MENSCH STIRBT
Ein Mensch stirbt einsam unter Menschen
und hundert Augen starren ihn an.
Kinder sehen ihren ersten sterbenden Mann.
Ein Mensch stirbt
umringt von einer raunenden Menge,
Gestalten die passiv verharren
und das Schauspiel bestaunen
das der sterbende Mann ihnen bietet.

Ein Mensch ist tot
gestorben an der Gleichgültigkeit.

 

DAS FEST IST VORÜBER
Als die Gaukler den Dorfplatz verließen
nahmen sie alles Leben mit.
Schweigsam verblieb,
was so plötzlich verschwieg
und Alltag machte sich breit.
Als die Gaukler den Dorfplatz verließen
ließen sie kein Lachen zurück –
vollkommen war ihr Verschwinden,
tief die Bresche die sie hinterließen,
in Gemütern, die noch schwangen
vom vergangenen Fest.
Alles war nun wie vorher,
eh die Gaukler den Dorfplatz besetzten,
doch die Stille schien stiller,
der Dorfplatz weit und leer
wie nie zuvor.

 


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