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DIE UMFASSENDE
ANTWORT AUF ALLES


EIN FRAGMENT

WAHRHAFTIGE INTERPRETATION DER SPRÜCHE
UNSERES DAMISCHEN MICHEL
GESAMMELT UND GEORDNET VON G.E.PASCHINGER
SALVO ERRORE ET OMISSIONE

Vorrede
Vernehmet, ihr Frager und Zweifler, ihr Verwirrten und Verirrten, die umfassende Antwort auf alles, die rohe Mehrzweckbotschaft, der Weisheit letzte Binse.
Hinterfraget frei von der Leber weg, so wird euch hinterantwortet werden, denn wie es auf jede Anfrage eine Antwort gibt, so ist auf jede Frage ein Twort.
Tief ist der Erkenntnis Born und männiglich befugt und berechtigt, wiewohl auch nicht begnadet, aus ihm zu schöpfen.
Im Anfang war das Wort und es ist noch immer dort. Und wahrlich, vor dem Auge des Propheten windet es sich und in den Ohren seiner Gläubigen klingets befremdlich: das Wort in seiner ekeligsten Form – ungutes Gewürm, unerhörtes Geziefer, namenloser Flat, gestaltlos verunstaltet.
Da zittern welche vor unbändigem Bangen und andere verharren starr und perhorreszierens.
Jenseits von Hut und Gekröse ist es in den Abgründen der Sprache erstanden, um den Sinnigen ins Geleucht zu fleuchen.
Gläsern war stets die Abscheu der gestümen Geheuer ob solch verbaler Durft, und des Japsens gabs kein Ende, als das Unsagbare gesagt ward.
Die Schallwellen wogen und Teufelchen üben darauf Wellenreiten. Und der wortlose Gott wendet sein Ohr ab von den gottlosen Worten und hütet sich abzuhieten.
Im Ansatz schon verrät jeder Satz die pestige Bestie, aus deren Kuß er geboren. Klio hatte sich furchtsam verkrochen vor der grausigen Ausgeburt, die schließlich an ihrer Statt die Lippen geschürzt.
Ihr werdet meiner Worte gedenken, spricht der Zeitschauer, denn jäh einsetzendes Entsetzen ist gerechtfertigt durch Sätze wie diese. Und ihr werdet auf dem gesamten Erdenrund keine Kuhhaut finden, worauf dies alles Platz hat.
Der Blick des Propheten schweift beirrt und unstet durch die Zeiten, deshalb seid nicht bestürzt, wenn seine Worte euch gleich denen eines Schüttlers dünken, denn irgendeinmal sind sie Wahrheit gewesen und werden es wieder sein, auch wenn sie euch so spanisch vorkommen mögen wie ein Bahnhof in einem böhmischen Dorf.
Für den, welcher zu lesen versteht, stehn vergangene und künftige Geschichten mit Sternenlettern geschrieben oder im Sud von Kaffee. Eingeweide gehören zu seiner Lektüre oder Spielkarten und auch lose geworfene Knöchelchen.
Der wahre Sager, in dessen Kopf zuweilen die Sterne hageln, weiß, daß Magie keine Speisewürze ist. Er verfügt zwar über einen lodernden Geist, aber auch über einen feuerfesten Schädel und blättert in siebensiegeligen Büchern wie unsereiner im Taschenkalender. Kein Wetter vermag ihn zu überraschen, und die Zeitungen von morgen samt Horoskop hat er immer schon gelesen.
Und immer wird dem Unwissenden verschleiert geblieben sein, ob es das Gestern ist, was der Prophet ihm eröffnen wird, oder ob es das Morgen gewesen war, was er gesehen hat, oder das Heut, was er sah.
Inmitten der Zeiten aber ist der Prophet gesegnet, Fäkalien wahrzunehmen, wo sie dampfen, und die Wappler auszumachen, wo sie sich brüsten, denn er sieht selbst im Dunkeln hell.
Niemals geht dem Propheten das Gesicht flöten und niemals verwahrsagt er. Und wer einen rechten Propheten abgeben will, darf nicht versäumen, sich rechtzeitig zum Berge zu begeben.
Faschierte Zeit quillt aus dem andern Ende des Zeitwolfs, wo der Prophet steht und wiegenden Kopfes die Bescherung betrachtet. Und wahrlich, wenn sich bewahrheitet, was er las, dann wird eine große Atemnot sein unter den Ungläubigen sowie viel Erbrechen und Flatulenzen und Heulen und Zähneknirschen sowieso.
Beim Darm des Propheten, er irrt nicht in seinen Haruspizien, und mag es auch Scheiße sein, was geschrieben steht – scheißen erleichtert immer ungemein, und so manchen hat dabei schon der Geistesblitz getroffen.

Des Sehers Weisheiten
Bei all eurem mühseligen Tun, sprach er, lasset nicht außer acht das elfte Gebot, welches da lautet: Du sollst keine Gebote haben neben den zehn.
Lasset euch keinesfalls Ixbeliebiges für ubeliebig vormachen, denn übersehen und überschauen sind gründlich auseinanderzuhalten.
Und so ihr im Steinhaus sitzet, hütet euch, Gläser zu werfen.
Denn wahrlich, auch das steht also geschrieben: Wo ein Wille ist, da ist er auch bald wieder weg.
Wisset weiters, meinte er ferner: Alles, alles, alles geht vorbei, nur die Wurst hat zwei, und ich vermag euch alles zu erklären, nur eines nicht: was alles ist.
Den Verzagten sagte der Prophet: Verzaget nicht gar so arg, denn immer, wenn ihr meint, es weht nichts mehr, kommt von irgendwo ein Lüftlein her.
Zu den Zoolatriern aber sprach er: Merket euch in Hinkunft, Fortuna ist eine blinde Kuh und ein weißer Rabe gilt als schwarzes Schaf unter den Raben und Hunde bellen während des Beißens nicht.
Denen Vegetariern gab er zu bedenken, daß alles Leid der Menschheit mit dem Genuß einer Frucht begonnen hatte.
Sein Wort an die Zauderer hingegen lautete: Glaubet mir, der Glaube kann Berge versetzen, wenn man rechtzeitig darauf schaut, daß man sie hat, wenn man sie braucht.
Einige Rechtlose rechtfertigte er, indem er verkündete: Nicht jeder, der keine Rechte hat, muß zwei Linke haben. Euch Verblendeten sei gesagt, sprach er zu den Verblendeten: Oh ihr Verblendeten, was wißt ihr schon um das Beschreiten der Fettnäpfe, um das Wandeln auf Holzwegen, um das gleitende Steigen auf Seife, um den Kampf gegen die Fluten der Nudelsuppe, um das Vernageln von Stirnen, und wisset gleichfalls nicht, wie es ist, wenn der blanke Toches in Nesseln brennt.
Dies aber gilt für alle Zeiten: Eher noch, als einen bescheidenen Schauspieler zu finden, wird euch einen sensiblen Metzger aufzustöbern beschieden sein, und schlimmer noch als die Menschen sind die Leut.
Trachtet nicht nach unnötiger Größe, denn seht, die Saurier sind ausgestorben, die Adaxeln jedoch bestehen heute noch.
Vor allem hütet euch, abends Gurkensalat zu essen.
Leben und Streben, höret und staunet ihr Freunde und Zwetschgenröster – sei es euch alles in allem gehupft wie gesprungen recht und billig oder null und nichtig wie ein Furz im Hain – ist im großen und ganzen sage und schreibe samt und sonders ein Schalten und Walten für und wider alles und jeden. Hie und da mehr oder weniger mit Pauken und Trompeten, Trommeln und Pfeifen, Bums und Vallera, Sang und Klang voll Saft und Kraft, gewürzet und abgeschmeckt mit Sex and Crime, über kurz oder lang Schlag auf Schlag nach wie vor ein Tohuwabohu weit und breit, nach und nach voll Weh und Ach und Krach. Hin und wieder halten Krethi und Plethi Teer und Federn bereit, sodaß man weder ein noch aus weiß vor lauter Schimpf und Schande und Knall und Fall drauf und dran zum Auf und Davon ist. Kurz und gut: Das Um und Auf des Keuchens und Fleuchens ist ein Hin und Her zwischen Soll und Haben, Lachen und Weinen, schlecht und recht wohl oder übel. Ein Auf und Ab über Stock und Stein und Berg und Tal, ein Drunter und Drüber ganz und gar wie Kraut und Rüber, ein Hü und Hott durch und durch, ein Hokuspokus in Dur und Moll kreuz und quer. So ists lang und breit in Bausch und Bogen gang und gäbe wag ich mit Fug und Recht zu behaupten, und da gilt kein Wenn und Aber, Himmel Arsch und Zwirn ein für allemal.

Des Sehers Gesichte
Prophezeien ist ein Leichtes für den, der um die Menschen und ihr seltsames Treiben weiß. Und der Seher sprach: Wer unter euch jemals ohne Rausch gewesen, der werfe das erste Glas.
Denn sein ganzes Unausgefülltes pflegte der Prophet mit Branntwein auszufüllen und wenn dieser dann überschwappte, begann jener zu prophezeien.
Und jedesmal, wenn er sein Quantum Branntwein in sich gekübelt hatte und die Visionen über ihn kamen, meinte er, Gott der Gerächte allein weiß, was mir gleich wieder einfallen wird.
Dann sah er Einstein, den Weisen, welcher sein Haupt wiegte in einer Weise, die ihm zu denken gab.
Auch sah er drei Elefanten, knietief in Porzellanscherben stehend, und sah, wie tausend Jahre in wenigen Jahrzehnten vergingen.
Und mit Schaudern wandte er ab sein seherisches Auge von den Tagen, an denen Feministinnen nur mehr Söhne gebären.
Auch sah er jenen Wiener, welcher zum Loser ward, weil er sich in seinem rotnasigen Leben noch nach Wiedergeburt als Reblaus gesehnt hatte, sah ihn nun verzagt als solche auf einem Rebstock sitzend, und wie ihm jetzt jeder Biß zum Gewissensbiß ward bei dieser unausgegorenen Art von Weinbeißen.
Einmal werden die Ehrenmänner dicke Bärte tragen und ein andermal wird schon ein Schnurrbärtchen als verdächtig gelten. Und es werden Zeiten hereinbrechen, in denen sich die Künstler und Intellektuellen allesamt die Köpfe kahlscheren werden und wieder andere Zeiten, in denen sie Haar und Bart werden wuchern lassen hemmungslos, um sich von der dumpfen Masse abzuheben.
Und dann aber trauet euren Augen nicht, denn das Auge ist leicht zu nasführen.
Und nunmehr höret die einzige und wahrhaftige Heit über die Genesis, denn das war so: Es geschah in den Tagen, als Jehova ein großes Grimmen verspürte in seinem Bauche. So ließ er sich in seinem Garten nieder um sich zu erleichtern. Und als Jehova noch einen letzten Wind fahren ließ über den Haufen, dessen er sich entledigt hatte, erhob er sich und achtete seiner nicht weiter, ging dahin und furzte noch einige Male.
Der Haufen aber, den er hinterlassen und dem er mit seiner Flatulenz Leben eingehaucht, erhob sich ebenfalls und hörte noch den schon entfernten letzten Furz.
Aha, sagte da der Mensch, mein Schöpfer spricht zu mir, genau hab ichs nicht verstanden, aber ich glaube er meint, ich solle wachsen, mich vermehren und mir die Erde untertan machen.
Also taten unsere Väter seither: Sie deuteten Gottes Furzen und handelten danach.
Als einst Adam zu Adam sprach: Was, Adam, gedenkst du zu werden? Da antwortete ihm dieser: Ein Mensch will ich sein fürderhin. Und Adam fragte diesen daraufhin: Und wie, Adam, gedenkst du ihn anzulegen? Da wandte Adam sich ab, ging hin und zeigte, wie mit der Geiß zu ackern sei.
Und seht, wie er geackert hat. Seit er vom Baume der Erkenntnis gegessen, der Mensch, und ob dieser Tat vertrieben ward aus dem Paradies, ist er böse auf Bäume und sucht sie zu vernichten allenthalben.
Damals in Gottes Edengarten, da war der Mensch noch ohne Schuld und mit dem freien Willen, schuldig zu werden. Dies nutzte die hinterfotzige Schlange und hatte auch das bessere Werbekonzept, sodaß der Mensch samt Schlange, der Wurmin, schuldig ward. Und bald ihr fraget, welche Schuld es denn gewesen sei, die sie auf sich geladen die drei – die Schlange, der Mensch und seine Gesponsin? So muß ich euch antworten: Mir fehlt jegliche Ahnung, aber seht, es geht weiter, und der Mensch lebt seither als Jäger und Sammler, jagt nach Triumphen und sammelt Niederlagen.
Denn sie wuchsen nicht recht, vermehrten sich aber und machten sich die Erde untertan bis sie unter ihren Tritten zerbröselte.
Und die Weisen werden sich die eigenen Köpfe zerbrechen und die Toren sich gegenseitig die Schädel einschlagen, so ist es eingerichtet auf ewiglich.
Und die Esoterischen werden weiterhin den Zipfel der Wahrheit für die ganze Wahrheit nehmen und der Weg wird ihnen zugleich Ziel sein und die Verpackung wird ihnen als Inhalt gelten. Stets werden sie in den Kosmos schnofeln wollen und immer werden ihre Schnauzen zu kurz sein dafür.
In altem Wissen werden sie stöbern und viel vom Staub der Zeit aufwirbeln und heftig ins Husten geraten dabei und werden das Wahre nicht wahrnehmen, werden Unsichtbares sehen und werden die Gräser nicht kennen, welche sie wachsen hören, und werden ihre Hochwürden gegen Scharlamanen eintauschen.
Der Glaube an Zusammenhänge ist kein leerer Wahn, manche Sicht der Zusammenhänge aber führt dahin.
Immer werden die Menschen der Vorsehung gegenüber das Nachsehen haben, nicht zuletzt deswegen, weil sie ohne Nachdenken vorgehen. Sie werden in den Dingen rühren und immer nur auf Oberflächen grundeln und werden Ideologiefetzen zu Fetzenschädeln nähen und sich ihrer bedienen.
Dann wird die große Zeit hereinbrechen für die Schmähtandler und die Welt wird umsponnen mit dem Garn der Seeleute und die Menschen werden allein Latein nach der Art der Jäger und Angler sprechen. Dann werden die Roßtäuscher in Ermangelung von Pferden Gebrauchtwagen feilbieten und die Bauernfänger werden sich Makler nennen und ihren Makel in bare Münze zu wandeln verstehen.
Einen Turm werden sie erstellen aus Zahlen und werden ihn Wachstum nennen, und der Turm wird zusammenkrachen wie einst jener in Babylon.
Es werden die Bewerter des Geldes sich allesamt verspekulieren und gegenseitig der Fehlspekulation beschuldigen und erkennen, wie sehr die Scheine trügen und werden hingehen gemeinsam und alles Papiergeld anzünden und Obligationen und Wertpapiere und flammend ausstreuen über die ganze Welt.
Und das Volk wird sich erheben und wird vor seine Bonzen treten mit den Worten: Höret, ihr Bonzen, wenn uns das genügte, was ihr uns zubilligt, dann wären wir wirklich die Tiere, für die ihr uns haltet.
Die Beamten aber, welche als Kratzfüßler geboren, werden ihre gebeugten Rücken strecken und ihre Fäuste schütteln und hadern wider die Hofräte und werden Ordner und Stempel nach ihnen schmeißen und auf Aktenbergen tanzen, hohnlachend, verzückt und ehrfurchtslos.
Junge im Knospen ihrer Jahre werden Poesiealben zerfetzen mit all den Sinnsprüchen darin und die Alten werden baff sein und ratlos und sonder Ahnung, wohin jetzt mit den vielen netten Lebensweisheiten.
Die Soldaten werden ihren Obristen die Helme und Kappen über die Ohren ziehen und werden nicht wissen, wie Pflugscharen fertigen aus Bomben und Granaten und werden sie achtlos über Kasernenmauern schmeißen, ganz gleich, wohin sie geraten.
Die Taufscheinheiligen werden regelmäßig ihren Herrn fressen in Form von Pizza klerikale, auf daß sie in den Himmel kommen, und werden auf Schonung hoffen jetzt und in der Stunde des Jüngsten Gerichts und nicht der seltsamen Wandlung des Leibes Christi gewärtig sein, welche sich nach dem Aufessen vollzieht.
Und die Welt wird sich trotz allem drehen wie eh und je, nur die Menschen werden durchdrehen und haben sie dann ihr Werk vollendet, werden sie sagen: Es ist angerichtet!
Eierspeis werden sie bereiten wollen in der Hitze des Sonnenscheins, aber es werden da keine Eier mehr sein und auch kein Sonnenschein und dann werden sie erkennen, daß alle Halden ihnen über die Köpfe gewachsen sind.
Und die Gläubigen werden sich Gottes Gläubiger nennen, doch ihr Gott wird sich nicht entsinnen können, irgendwem etwas schuldig zu sein, und so werden sie sehnsüchtig auf ein Comeback des Erlösers warten und schon nach Balken und Nägeln suchen währenddem.
In den dunklen Tagen aber wird alles stille stehen und die Menschen werden müßiggehen und den lieben Teufel einen guten Mann sein lassen.
Stecknadeln werden mit leisem Klingen fallen und Flöhe werden husten auf ihre Art und den Menschen wird es scheinen wie Gedröhn.
Im Fackelschein werden die Schachspieler lediglich mit schwarzen Figuren spielen und in den Blättern gibt es dann nur mehr die Pik.
Das also habet zum Zeichen: Es wird kein Einsehen sein allenthalben, und die einen werden den anderen vorhalten, daß diese unterlassen, was jene nie zulassen würden. Die Reichen werden ihren Überfluß lieber ins Meer werfen als den Armen davon abzugeben und ein neues Gestirn wird am Himmel erscheinen, dem sie den Namen Travnicek geben werden.
Dann ist es soweit und es wird höchste Zeit gewesen sein. Und die Chiliasten werden kaum mehr Gelegenheit haben zu sagen: Wir habens ja gleich gesagt.


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