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PEPPI WEWERKAS GUTER GEIST

Peppi Wewerka blinzelte, noch ganz benommen von dem Traum, der vor wenigen Sekunden noch sein Gehirn beschäftigt hatte, in das Morgengrauen auf der anderen Seite der Fensterscheibe und sagte nur soviel: „Wos woa denn jetz dees?"
Er hatte im Traum seinen alten Freund und Saufkumpan Wickerl getroffen. Sofort sind die beiden ins nächstgelegene Beisl abgebogen um das Wiedersehen zu begießen. „Dees Drepfal iis aa Draum", stellte Wickerl fest und prostete sodann „oisa drink ma auf mein Dood, aa Joa iis jetz hea". Peppi rechnete kurz nach, ja, vor einem Jahr wars gewesen, daß dem Freund die Leber jedes weitere Viertel verweigert hatte.
Und sie plauschten so über die alten Zeiten und gastfreundlichen Stätten, bis Wickerl meinte, er müsse jetzt zurück auf den Friedhof und weiters vermeldete: „Huach zua, Oida, aans soogi da noo: drei, fümf, fuffzehn, aanazwanzg, dreiazwanzg, vieradreißg – wiastas brauchn kenna, Schbäzi, pfiatti!" Weg war er und Peppi gleich darauf wach und sprach: „Woos woa denn jetz dees?"
Wirklich abergläubisch war Peppi nicht, füllte aber trotzdem, in vager Hoffnung und in Ermangelung besserer Ideen, einen Lottoschein mit den geträumten Zahlen aus.
Ein Paar Tage danach war er ein gemachter Mann.
Der gemachte Peppi Wewerka griff gleich hinein in die pralle Börse und ins ebensolche Menschenleben, schmiß unzählige Lokalrunden in seinem Stammbeisel, blieb der Einfachheit halber selber gleich besoffen, kaufte sich aa neiche Schoin, aa noble, aa boa Brülla und Goidkeddaln, näherte sich, so aufgeputzt, des öfteren schweren Schrittes leichten Mädchen, ging selbstverständlich nicht mehr in die Hockn, behielt trotz allem seine Gemeindewohnung und erzählte höflich und geduldig Zuhörenden immer wieder die Geschichte vom Traum mit Wickerl und den richtigen Lottozahlen: „Ii hoobs need glaubt, auwa drotzdem hoobis gschbüüt, wäu mas da Wiggal xogt hood und jetz hoob ii aan Sexa – dulliööö! Woos woizzn drinkn?"
Franz, der Wirt des wewerkaschen Stammlokales, hatte eine großartige Idee wie Peppi einen Großteil seines Vermögens anlegen könnte: Peppi sollte das Wirtshaus übernehmen und den bisherigen Besitzer weiterhin als Angestellten hinter der Pudel belassen. Da wär bloß die Kleinigkeit von etlichen Hunderttausend Schilling an Schulden zu begleichen, mit denen der Schankbetrieb belastet sei. Peppi könne dann quasi auf Selbstkosten trinken und alles andere würde Franz schon machen.
Irgendwann spät nach Sperrstunde unterzeichnete Peppi den Vertrag, wozu Franz den am Wirtshaustisch vollfett Schlafenden extra aufwecken mußte. Der Peppi steuerte in eine wunderbare, leichtlebige Zukunft, wie er meinte, und war dementsprechend fidel.
Bis eines Tages, am späten Vormittag, der Peppi blinzelnd erwachte, noch ganz benommen von dem Traum, der vor wenigen Sekunden noch sein Gehirn beschäftigt hatte, und nur soviel sagte: „Aufgehts!"
Er hatte im Traum wiederum seinen alten Freund und Saufkumpan Wickerl getroffen. Die beiden sind natürlich sofort ins nächstgelegene Beisl abgebogen um das Wiedersehen zu begießen. Wickerl scherzte, daß es viel praktischer sei, ohne Leber zu trinken und Peppi dankte Wickerl überschwenglich für seine Prophezeiung damals und lud ihn, im Traum so großzügig wie im wirklichen Leben, ein ums andere Mal auf ein Viertel ein, bis Wickerl meinte, er müsse jetzt zurück auf den Friedhof und beiläufig erwähnte: „Huach zua, Oida, kauf da iiwamuang aan Kuria, doo findst auf daa Dreizehnaseitn links untn aa Annoß, doo soittast dii rian – mochs guat, pfiatti".
Um es kurz zu machen: Besagte Annonce war die eines Partnervermittlungsinstitutes und Peppi ging hin und sie vermittelten ihm eine Partnerin – die Witwe eines Geschäftsmannes mit Haus in Hietzing.
Normalerweise hätte sich Peppi auf sowas nicht eingelassen, er hatte gut gelebt in Wirtshäusern und Bordellen, aber der verblichene Wickerl hatte sein volles Vertrauen. Zudem stellte sich bald heraus, daß die beiden gut zueinander paßten, der Peppi und die Melanie. Freilich durfte Josef Wewerka nicht mehr soviel trinken wie vordem, aber er gedieh irgendwie durch solideren Lebenswandel und die Liebe einer Frau.
Melanie entdeckte, daß der ehemalige Wirt und nunmehrige Geschäftsführer von Peppis Wirtshaus den Peppi fest übers Ohr haute, was zur Folge hatte, daß man den Franz – was nicht leicht war, aber mit Hilfe gefinkelter Anwälte doch gelang – aus dem Wirtshaus warf, welches sich daraufhin dank weiterer Veränderungen zu einer regelrechten Goldgrube entwickelte.
Herr Josef Wewerka steuerte in die gesicherte Zukunft eines Wohlhabenden, wie er meinte, und war dementsprechend zufrieden.
Bis eines Tages, am frühen Morgen, Josef blinzelnd erwachte, noch ganz benommen von dem Traum, der vor wenigen Sekunden noch sein Gehirn beschäftigt hatte und nur soviel sagte: „Nau bumm."
Er hatte im Traum abermals seinen alten Freund Ludwig getroffen und die beiden waren übereingekommen, sich ins nächstgelegene Kaffeehaus zu begeben, um ein wenig zu plaudern. Ludwig stellte augenzwinkernd fest, wie sehr Josef sich zu seinem Vorteil verändert habe, und dieser dankte jenem für den guten Rat, auf die Annonce zu reagieren, schwärmte von seiner Gattin und vom guten Geschäftsgang und begrüßte ausdrücklich, daß er gerade noch rechtzeitig auf den rechten Weg gefunden habe, ehe er sein einst gewonnenes Vermögen verjubelt und verschleudert hätte.
Bevor sich dann Ludwig verabschiedete, um wieder zum Friedhof zurückzukehren, meinte der noch: „Huach zua, Oida, aans soogi da noo: Zu Martini gäät de Wööd unta – bis daunn!" Damit ließ er Peppi allein, der gleich darauf erwachte und verstört sprach...

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